Gold- und Silberschmiede-Innung

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300 Jahre Gold- und Silberschmiede-Innung Düsseldorf

Der Goldschmied in der Literatur

Man mag sich fragen, wie der Goldschmied in der Literatur erwähnt wird, wie er dargestellt und charakterisiert wird und welche gesellschaftliche Stellung die Verfasser ihm zuweisen.

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Da ist zunächst die Bibel. Im Alten Testament werden drei Goldschmiede mit Namen genannt. Im 2. Buch Mose, Kapitel 31, Verse 1-9 lesen wir, dass Gott, der Herr Bezaleel berief, kunstreich zu arbeiten an Gold und Silber und kunstreich Steine zu schneiden und einzusetzen und dass er ihm Oholiab als Gehilfen beigab, damit sie die Stiftshütte, die Bundeslade, den Gnadenstuhl, die Altäre und alle Geräte dazu machten.

„Und Gott erfüllte Bezaleel mit Weisheit, Verstand und Erkenntnis und mit allerlei Geschicklichkeit.“ (Vers 3).

Wie in Kapitel 25, Verse 11-20 und 29 ausgeführt wird, war bei der Anfertigung dieser Gegenstände Holz mit Gold zu überziehen, ein goldener Kranz herzustellen und waren goldene Ringe und Figuren zu gießen.

Die Kunstfertigkeit erstreckte sich auf Goldverzierungen an Leibrock, Gurt und Amtsschild der Priesterkleidung (Kap. 28, Verse 4-36); hier wurde Gold in Verbindung mit Purpur, Scharlach und Leinwand verarbeitet. Bei der Anfertigung des Amtsschildes war die Kunst der Steinschneider besonders gefragt; sie hatten die Namen der zwölf Stämme Israels in zwölf verschiedene Edelsteinarten, die einzeln aufgezählt werden, zu graben. Diese Edelsteine wurden dann in Gold gefasst.

Der dritte im Alten Testament namentlich genannte Goldschmied war Usiel, von dem im Buch Nehemia, Kap. 3, Vers 8 aber lediglich berichtet wird, wo dieser sein Haus an der Stadtmauer Jerusalems baute.

Ohne Namensnennung erwähnt das Alte Testament an verschiedenen Stellen, dass Goldschmiede Götzenbilder aus Gold oder Silber fertigten (Jesaja 46, 6; Jeremia 10, 9 und 51, 17 und Richter 17, 4.) In Jesaja 40, 19 heißt es, dass der Goldschmied ein Bild übergoldet und silberne Ketten daran macht.

Schon in sehr früher Zeit (um 1200 oder schon um 1800 v. Chr.?) konnte man Armringe herstellen: Denn Isaak schenkte nach 1. Mose 24, 22 Rebekka einen Reif und zwei Armringe aus Gold.

In 1. Chronik 22, 14 wird berichtet, dass David (ca. 1000 v. Chr.) zum Bau des Tempels 100.000 Zentner Gold und 1000 x 1000 Zentner Silber beschafft habe und dass Arbeiter und allerlei Meister ohne Zahl zur Verarbeitung bereit standen.

Über Goldgusstechnik zur Zeit Moses (um 1200 v. Chr.) wird im 2. Buch Mose 32, 2-4 berichtet, dass die Ohrringe der Frauen eingeschmolzen wurden und ein goldenes Kalb daraus gegossen wurde.

Einen vierten namentlich genannten Goldschmied finden wir im Neuen Testament, nämlich in der Apostelgeschichte Kap. 19, Verse 24 ff. Hier tritt der Goldschmied Demetrius als Standesvertreter der Goldschmiede von Ephesus auf, die mit der Anfertigung von silbernen Dianatempeln als Devotionalien große Gewinne erzielten. Demetrius war der Anführer, der die Epheser aufwiegelte, den Apostel Paulus und dessen Gefährten aus der Stadt zu vertreiben, weil diese den Gottesdienst der Diana in Misskredit brächten. Daraufhin stürmte das Volk in großem Getümmel zusammen und rief „Groß ist die Diana der Epheser!“ und trieb Paulus und seine Gefährten aus der Stadt hinaus.

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Hartmann von Aue, ein höfischer Epiker der Stauferzeit (um 1200) lobte „des goltsmides hant“, die breite Goldreife in Drachengestalt machen konnte.

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Hans Sachs (1494 – 1576) dichtete über den Juden mit den drei Ringen

„er fand ein sin in diesen sachen, ließ heimlich ein goldschmid zwen ring noch machen“

womit wir eine frühe Fassung der aus Lessings „Nathan der Weise“ bekannten Ringparabel vor uns haben.

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Der Humanist Thomas Morus (1478 – 1535) entwarf in seiner „Utopia“ einen gesellschaftstheoretischen Idealstaat. Darin will er nur wirtschaftlich notwendige Handwerkstätigkeiten zulassen. Er verkennt hier völlig das natürliche Bedürfnis des Menschen nach Individualität, das Bedürfnis, sich zu unterscheiden und sich zu schmücken. Er spricht von „vielerlei ganz unnützen und überflüssigen Gewerben“. Den Wert des Goldes und des Silbers schätzen seine Utopier so gering, dass sie daraus „Nachtgeschirre und lauter für niedrigste Zwecke bestimmte Gefäße“ fertigen. Hier bleibt Thomas Morus nicht ganz konsequent, denn auch diese Dinge müssen von Handwerkern erst hergestellt werden. Mit Perlen, Diamant und Karfunkel putzen die Utopier die kleinen Kinder, „die solchen Tand ablegen, wenn sie größer geworden sind“.

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Auch Rousseau (1712 – 1778) plädiert in seinem „Gesellschaftsvertrag“ für eine Ökonomie, die keinerlei Luxusprodukte erlaubt und jedes Auseinanderdriften der Gesellschaft verhindert.

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In der deutschsprachigen großen Literatur erscheint der Goldschmied nicht allzu oft. Goethe hat 1808 ein hübsches Lied aus sieben Strophen zu je vier Zeilen unter dem Titel „Der Goldschmiedsgesell“ geschrieben, mit welchem er eine Ballade von Henry Carey von 1715 umdichtete. In dem Lied besingt ein Goldschmiedegeselle seine junge Nachbarin, die seiner Werkstatt gegenüber ein Lädchen betreibt.

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Einer sehr umfangreichen Übersetzungsarbeit unterzog Goethe sich 1796 in Jena, als er die vier Bücher umfassende Autobiografie Benvenuto Cellinis (1500 – 1571) ins Deutsche übersetzte. Goethe fand hierin eine abwechselungsreiche, lebendige Darstellung des 16. Jahrhunderts, die ihm ein Jahr lang Stoff für die Horen gab. Die von Cellini um 1558 verfassten Bücher erschienen erstmalig 1728 im Druck, der die Grundlage für Goethes Übersetzung bildete. Cellini, ein genialer italienischer Goldschmied und Bildhauer, führte ein unstetes Leben und war häufig in Streitigkeiten verwickelt. Seine Lebensbeschreibung liest sich wie ein Abenteuerroman von literarischem Rang. Goethe hat die Übersetzung mit einem Anhang versehen, der auch aufschlussreiche Ausführungen über Edelsteinkenntnis, Niello, Filigran, Email und getriebene Arbeiten enthält.

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Hector Berlioz (1803 – 1869) schrieb 1838 eine komische Oper „Benvenuto Cellini“, die sich als Ganzes trotz glänzender Melodien und der berühmten Ouvertüre nicht durchgesetzt hat. In dieser Oper wird dem Helden Cellini wegen eines Kunstwerks eine päpstliche Sündenvergebung zuteil und so die Kunst zur wahren Religion der Romantiker erhoben.

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Die Kurzgeschichte „List gegen List“ aus den Kalendergeschichten von Johann Peter Hebel (1760 – 1826) erzählt von einem Goldschmied, der von zwei Trickbetrügern geschädigt wird, die die für 3000 Taler gekauften Kleinode sämtlich in ein versiegeltes Schächtelchen packen, 1000 Taler anzahlen und versprechen, mit dem restlichen Geld wiederzukommen und dann das Schächtelchen abzuholen. Sie vertauschen das Schächtelchen aber gegen ein gleiches mit wertlosem Inhalt. Als die Betrüger nicht wiederkommen, öffnet der Goldschmied das Schächtelchen und entdeckt seinen Verlust. Die beiden Trickbetrüger lesen in der Zeitung vom Diebstahl des Schächtelchens und suchen den Goldschmied auf, um ihre 1000 Taler zurückzufordern. Der listige Goldschmied weiß sie aber aufzuhalten, bis vier kräftige Männer herbeigeholt sind, die die Trickbetrüger festnehmen.

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In dem bekannten Lied von Eichendorff „Das zerbrochene Ringlein“ mit dem Anfang

„In einem kühlen Grunde
Da geht ein Mühlenrad . . . “
heißt es von der Liebsten,
„Sie hat die Treu gebrochen,
Mein Ringlein sprang entzwei.“

Diese Vorstellung weist darauf hin, dass früher die Ringe nicht in einem Stück ausgestanzt wurden, sondern das sie eine Naht besaßen, an der Spannungen entstehen konnten.

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Unter den Romanen und Erzählungen über Goldschmiede ist am bekanntesten die Kriminalgeschichte „Das Fräulein von Scuderi“, die E.T.A. Hoffmann 1819 als Teil seiner Sammlung „Die Serapionsbrüder“ veröffentlicht hat. Sie gilt als der Goldschmiedekrimi schlechthin. Die Handlung spielt in Paris im Zeitalter Ludwig XIV. Es geschehen nächtliche Raubmorde. Die Opfer werden durch Herzstich getötet; ihnen werden kostbare Schmuckstücke geraubt. Alle geraubten Schmuckstücke sind von dem Goldschmied René Cardillac angefertigt worden. Die greise Dichterin Madeleine de Scuderi wird von einem Unbekannten aufgefordert, ein Kästchen mit Schmuck, das ihr geheimnisvoll zugestellt worden war, in das Haus von Cardillac zu bringen. Vor dem Hause findet sie eine tobende Volksmenge; der Goldschmied Cardillac ist soeben ermordet aufgefunden worden. Sein Geselle, der mit der Tochter Cardillacs verlobt ist, wird als Täter verdächtigt und verhaftet. Es stellt sich heraus, dass Cardillac, von einem Dämon getrieben, der Sucht verfallen war, alle von ihm geschaffenen Schmuckstücke wieder besitzen zu wollen und dass er seine Opfer nächtlich getötet hat. Der Geselle wird aus der Haft entlassen, nachdem ein Graf bekannt hat, dass er den Goldschmied getötet habe, als dieser ihn überfallen wollte.

Dieser Kriminalgeschichte liegt eine Anekdote aus der Zeit Ludwigs XIV. zugrunde, die J. Ch. Wagenseil in seinem Buch „Von der Meistersinger holdseliger Kunst“ (1697) erzählt. Die Dichterin Madeleine de Scudéry (1607 – 1701) schrieb geschichtliche Romane in heroisch-idealistischem Stil (32 Bände), die unter dem Namen ihres Bruders Georges veröffentlicht wurden.

Die von E.T.A. Hoffmann verfasste Erzählung regte mehrere Dichter und Komponisten zu Umsetzungen an: A.. Lewald schrieb 1824 das Drama „Der Diamantenraub von Paris“, C. von Leonhard schrieb 1848 das Schauspiel „Das Fräulein von Scuderi“ und Otto Ludwig im gleichen Jahr ebenfalls ein Schauspiel „Das Fräulein von Scuderi“. (Uraufführung erst 1891). Bei Ludwig rückt Cardillac stärker in den Mittelpunkt der Handlung; er wird als Nihilist dargestellt, der an seine Vorbestimmtheit zum Bösen glaubt und dessen Handeln außerdem von Adelshass diktiert ist.

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Paul Hindemith komponierte die Oper „Cardillac“ (1926 mit Neubearbeitung 1952), zu der Ferdinand Lion den Handlungstext schrieb. Auch hier wird der Goldschmied in den Mittelpunkt der Handlung gestellt; sein Geselle wird durch einen Offizier ersetzt, der Cardillac nicht tötet; Cardillac bekennt vielmehr seine Schuld und verfällt der Lynchjustiz des Volkes. Nach der Verfemung Hindemiths durch die Nazis wurde seine Oper von Fried Walter als „Andreas Wolfius“ an den Hof Augusts des Starken verlagert und 1940 in der Berliner Staatsoper erfolgreich aufgeführt. Die Oper „Cardillac“ von Hindemith wurde 1965 in der Staatsoper München mit Dietrich Fischer-Dieskau als dem überragenden Titelhelden auf die Bühne gebracht, dem Paul Hartkopf wunschgemäß Hinweise geben konnte, wie sich ein Goldschmied bei der Arbeit bewegt.

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Mit Musik aus den Werken Jacques Offenbachs (1819 – 1880) wurde der Erzählstoff E.T.A. Hoffmanns als romantische Oper in drei Akten unter dem Titel „Der Goldschmied von Toledo“ 1919 in Mannheim uraufgeführt.

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Ganz anders als bei E.T.A. Hoffmann erscheint der Goldschmied bei Wilhelm Hauff (1802 – 1827) in der Erzählung „Das Wirtshaus im Spessart“ (1828). Der junge Goldschmied Felix hat als Gesellenstück einen kostbaren Goldschmuck angefertigt, den er seiner noch unbekannten Patin, einer Gräfin, schenken will. Auf dem Wege zu ihr wandert er durch den Spessart und kommt abends in der Dunkelheit tief im Wald an ein Wirtshaus. Spät in der Nacht kommt eine Gräfin mit Gefolge, die auch dort übernachtet. Um zwei Uhr nachts dringt eine Räuberbande in das Wirtshaus ein, die die Gräfin gegen Lösegeld als Geisel nehmen will. Felix tauscht uneigennützig mit der Gräfin die Kleider und begibt sich unter Lebensgefahr unerkannt als Gräfin verkleidet in Geiselhaft. Nach fünf Tagen gelingt es ihm, mit Hilfe des Räuberhauptmanns, der selber lieber wieder als ehrbarer Soldat dienen will, zu fliehen. Die Gräfin, der er aus einer gefährlichen Lage geholfen hat, erweist sich als seine Patin. Als diese ihm das ganze Lösegeld von 20.000 Gulden zum Dank anbietet, weigert Felix sich in seinem edlen Sinne standhaft, für seine Tat Lohn anzunehmen und bittet nur um Gnade für den Räuberhauptmann. Felix wird von Graf und Gräfin als Sohn angenommen und wird nach seiner Wanderschaft ein berühmter Nürnberger Goldschmiedemeister.

„Das Wirtshaus im Spessart“ wurde 1958 von Kurt Hoffmann verfilmt mit Liselotte Pulver, die eine übermütige Komtess in Wanderburschenmontur spielt. Sie erhielt dafür den Deutschen Filmpreis.

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Ludwig Uhland dichtete die Ballade „Des Goldschmieds Töchterlein“. In 13 Strophen zu je fünf Zeilen wird erzählt, wie ein schmucker Ritter bei einem Goldschmied ein Kränzlein und ein Ringlein mit einem teuren Diamanten für seine süße Braut bestellt. Er lässt die Tochter des Goldschmiedes den Schmuck zur Probe anlegen. Schließlich überrascht er sie mit seinem Geständnis, dass sie seine Braut sein soll.

„Bei Gold und Perl’ und Edelstein
Bist Du erwachsen hier,
Das sollte dir ein Zeichen sein,
Dass du zu hohen Ehren
Eingehen wirst mit mir.“

Carl Loewe hat dieses Lied für Singstimme und Klavier vertont.

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In den deutschen Märchen tritt der Goldschmied mehrfach auf. Das soll an sechs Beispielen gezeigt werden: In dem Grimmschen Märchen „Die Geschenke des kleinen Volkes“ wird ein buckliger Goldschmied auf der Wanderschaft für seine Habgier bestraft. Im Märchen „Die zwei Brüder“, ebenfalls von Grimm, hat ein reicher Goldschmied einen armen Bruder. Der Reiche war böse und listig. Auf wunderbare Weise werden aber die Söhne des Armen wohlhabend, und einer wird sogar König. In zwei weiteren Grimmschen Märchen spielt der Goldschmied nur eine Nebenrolle: Im Märchen „Von dem Machandelboom“ schenkt der Goldschmied einem verzauberten Vogel bereitwillig eine goldene Kette, damit dieser sein seltsames Lied nochmals singt. Im „Geist in der Flasche“ nimmt der Goldschmied eine beschädigte silberne Axt in Zahlung.

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Von Winfried Kerkhoff stammt „Die goldene Rose“, ein Märchen, in dem zwei Goldschmiede im Auftrage von Königssöhnen, die um die Hand einer Königstochter anhalten wollen, sich durch die Anfertigung einer goldenen, mit Edelsteinen besetzten Rose gegenseitig übertreffen wollen. Beide Goldschmiede leisten hervorragende Arbeit, aber das Herz der Königstochter ist nur durch Liebe, nicht durch Gold zu gewinnen. Ludwig Bechstein schrieb das Märchen „Die dankbaren Tiere“, in welchem der Goldschmied des Königs von einem Pilger aus Todesnot gerettet wird. Später verdächtigte er seinen Retter leichtfertig eines Diebstahls, weshalb dieser gehenkt werden soll. Die Sache wird jedoch aufgeklärt und stattdessen der Goldschmied wegen seines Undanks gehenkt. In einem Märchen aus Italien „Der goldene Adler“ schließlich baut der größte Meister unter den Goldschmieden für den Sohn des Kaisers einen prächtigen großen goldenen Adler, in den der Sohn des Kaisers hineinschlüpft und sich so in das Gemach einer schönen Königstochter tragen lässt, die er liebt, die ihr Vater aber keinem der vielen edlen Heiratsbewerber zur Frau geben will. Der Kaiserssohn gewinnt auch ihre Liebe und kann sie entführen und heiraten.

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Bei Richard Wagner in „Rheingold“ (Erstaufführung 1876) tritt Mime als kunstreicher Schmied auf, der von seinem Bruder, dem Zwerg Alberich gezwungen wird, einen Tarnhelm, ein „hehres Geschmeid“ zu schmieden. Alberich hat zuvor den Rheintöchtern das Rheingold geraubt, um die Weltherrschaft zu erlangen. Wer aus dem Rheingold einen Ring zu schmieden vermag, gewinnt die Weltherrschaft, er kann es aber nur, wenn er auf immer der Liebe entsagt. Durch einen Runenzauber zwingt Alberich das Gold zum Reif. Wagner hat den kunstreichen Schmied Mime der Tidrekssaga entlehnt. Ähnlichkeiten finden sich auch mit Wieland dem Schmied, der in der Edda als Goldschmied beschrieben wird.

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Rainer Maria Rilke widmet zwei Gedichte dem Goldschmied. Unter dem Titel „Der Goldschmied“ drückt er die Empfindungen des Goldschmieds bei der Anfertigung eines Schmuckstücks aus. Unter der Überschrift „Der Reliquienschrein“ wirft sich der Goldschmied, als das Weihgeschenk fertig vor ihm steht, weinend vor Rührung auf die Knie.

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„Selim der Goldschmied“, ein orientalisches Märchen von Hjalmar Kutzleb (1885 – 1959) in Form einer Rahmenerzählung (1952), handelt von einem kunstfertigen und weisen Goldschmied; er war uneigennützig und bescheiden. Als die Türken die Stadt Damaskus überfallen und plündern, verliert er Hab und Gut. Am Bettelstab gelangt er nach Tunis und wird dort Lastenträger im Hafen. Wegen seiner wundersamen Fähigkeit, Geschichten zu erzählen, wird er vor den Emir gerufen, der in dem Ruf steht, sehr gerecht zu sein, es aber nicht versteht, die Korruption seiner Beamten einzuschränken. Der weise Selim erzählt ihm eine lehrreiche Geschichte, die dem Emir hilft, die Intrigen seiner Untergebenen aufzudecken.

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In der vorliegenden Aufstellung darf keinesfalls Karol Wojtyla fehlen, der spätere Papst Johannes Paul II. (1978 – 2005), der 1960 ein dreiteiliges Wortdrama „Der Laden des Goldschmieds – szenische Meditationen über Liebe und Ehe“ in polnischer Sprache geschrieben hat. Das Buch liegt in deutscher Sprache vor. Die Form geht auf eine antike Tradition zurück, nämlich auf das rhapsodische Theater. Es kann ohne Bühne aufgeführt werden und lässt sich gut als Hörspiel wiedergeben. Der Goldschmied, vor und in dessen Laden sich drei Paare treffen, stellt nicht nur die Eheringe her, sondern weist die Paare auch auf ihre Liebe, Treue und Verantwortung hin, für die die Ringe Symbol sind. Dieses Drama ist in seiner gebundenen Sprache und seiner psychischen Eindringlichkeit, die ohne fromme Förmlichkeit auskommt, hohe Literatur.

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Tonke Dragt, eine niederländische Kinder- und Jugendbuchschriftstellerin (geb. 1930) hat im Jahre 1961 Geschichten von den ungleichen Zwillingsbrüdern , deutsch: „Der Goldschmied und der Dieb“ geschrieben. Es handelt sich um einen Schelmenroman über zwei pfiffige Zwillingsbrüder (empfohlen ab 11 Jahren). Die beiden sehen sich zum Verwechseln ähnlich, deshalb gibt es große Verwirrungen, nachdem sich der eine für den Beruf des Goldschmiedes entschieden hat und der andere bei einem Meisterdieb in die Lehre geht. Doch selbst der Gauner hat edle Absichten, und so schaffen es die Zwillinge, Könige von Tirania zu werden.

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Roland Mueller (geb. 1959) debütierte erfolgreich mit dem im Mittelalter spielenden historischen Roman „Der Goldschmied“. Als der junge Gwyn Carlisle in London seine Ausbildung zum Goldschmied beginnt, wird bald klar, dass er über außergewöhnliches Talent verfügt. Er findet Aufnahme bei einem der berühmtesten Meister, bei Randolph Borden, der ihn nach Kräften fördert. Gwyn ist jedoch bald in tiefe Leidenschaft zu der jungen und schönen Frau des Meisters verstrickt, eine Liebe, die ihm nach dem Tode des Meisters fast zum Verhängnis wird und ihn zur Flucht quer durch Frankreich über Augsburg nach Venedig treibt. Dieser 1998 erschienene Roman fand eine Fortsetzung im „Schwert des Goldschmieds“.

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Im Jahre 2002 ist in 1. Auflage der umfangreiche Roman „Die Wunder des Himmels“ von Alexandra Jones in deutscher Übersetzung erschienen. Er spielt in der Zeit von 1910 bis 1920 und handelt von einem Mädchen, das davon träumt, Goldschmiedin zu werden. Sie stammt aus einer kinderreichen Arbeiterfamilie. Eine vornehme Gutsbesitzerin erkennt ihre große Intelligenz und Begabung und hilft ihr, bei dem berühmtesten Goldschmied seiner Zeit in die Lehre zu gehen. Doch dazu muss sie England verlassen und nach Russland gehen.

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Aus dem Spanischen übersetzt erschien 2005 ein kleiner Roman „Das Geheimnis des Goldschmieds“ von Elia Barceló. Ein erfolgreicher Schmuckdesigner widmet die schönsten Stücke seiner Kollektion einer Frau, die er nicht vergessen kann. Der melancholische Roman voller Leidenschaft ist zugleich eine Zeitreise.

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Die spanische Kriminalgeschichte „Von der Hand des Künstlers“ von Andrea Camilleri ist 2006 als CD in deutscher Sprache erschienen. Sie handelt von einem exzentrischen Büchersammler und Goldschmied, der in einem zum elektrischen Stuhl umgebauten Rollstuhl tot aufgefunden wird. War es Selbstmord? Neben dem Toten liegt ein Buch von einem Autor, der sich ebenfalls auf kreative Weise das Leben nahm.

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Als letztes Beispiel einer literarischen Behandlung des Themas Goldschmied sind 2007 sechs Audio-CDs von Jörg Kastner mit dem Titel „Engelspapst“ erschienen. Die Geschichte geht aus von dem zu Beginn dieses Jahrtausends im Vatikan erfolgten mysteriösen Mord an dem Kommandanten der Schweizergarde. Der Neffe des Ermordeten, Alexander Rosin, ein Adjutant der Garde, versucht, den Fall aufzuklären und gerät tief in die Machtstrukturen des Vatikans. Dabei stößt er auf ein Manuskript, in welchem ein Schweizergardist der Renaissancezeit von seinen Abenteuern mit dem berühmten Goldschmied Benvenuto Cellini berichtet und von einem geheimnisumwitterten Smaragd, der „Die wahre Ähnlichkeit Christi“ genannt wird.

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Die vorstehende Zusammenstellung kann keine Vollständigkeit beanspruchen. Gewiss gibt es auch noch viele Gedichte über Goldschmiede, die nicht den Anspruch erheben, zur hohen Literatur zu gehören, aber recht amüsant oder nützlich sind. Dazu gehört der „Schmuckkalender, der Kundschaft ins Stammbuch“, bestehend aus zwölf Distichen, die für jeden Monat des Jahres eine Empfehlung geben, was man dem geliebten Mädchen schenken könne, und Walter Knappa schrieb ein Gedicht „Der Goldschmied“, das in starken Worten die begnadete Schöpferkraft des Künstlers rühmt. Beide Gedichte sind abgedruckt in der Chronik des Zentralverbandes der deutschen Goldschmiede, Silberschmiede und Juweliere aus dem Jahr 2000.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit des Goldschmieds in der Literatur oft herausgestellt werden, mindestens aber als selbstverständlich vorausgesetzt werden; auch seine Ehrlichkeit wird grundsätzlich nicht in Zweifel gezogen. Im Übrigen jedoch erscheinen seine Eigenschaften sehr verschieden, von dämonisch boshaft bis edelmütig und weise.


Düsseldorf, im November 2007

Matthias Michael
Geschäftsführer a. D. der Gold- und Silberschmiede-Innung Düsseldorf

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