300
Jahre Gold- und Silberschmiede-Innung Düsseldorf
Der
Goldschmied in der Literatur
Man
mag sich fragen, wie der Goldschmied in der Literatur erwähnt
wird, wie er dargestellt und charakterisiert wird und welche gesellschaftliche
Stellung die Verfasser ihm zuweisen.
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Da ist zunächst
die Bibel. Im Alten Testament werden drei Goldschmiede
mit Namen genannt. Im 2. Buch Mose, Kapitel 31, Verse 1-9 lesen wir,
dass Gott, der Herr Bezaleel berief, kunstreich zu arbeiten an Gold
und Silber und kunstreich Steine zu schneiden und einzusetzen und
dass er ihm Oholiab als Gehilfen beigab, damit sie die Stiftshütte,
die Bundeslade, den Gnadenstuhl, die Altäre und alle Geräte
dazu machten.
„Und
Gott erfüllte Bezaleel mit Weisheit, Verstand und Erkenntnis
und mit allerlei Geschicklichkeit.“ (Vers 3).
Wie in Kapitel
25, Verse 11-20 und 29 ausgeführt wird, war bei der Anfertigung
dieser Gegenstände Holz mit Gold zu überziehen, ein goldener
Kranz herzustellen und waren goldene Ringe und Figuren zu gießen.
Die Kunstfertigkeit
erstreckte sich auf Goldverzierungen an Leibrock, Gurt und Amtsschild
der Priesterkleidung (Kap. 28, Verse 4-36); hier wurde Gold in Verbindung
mit Purpur, Scharlach und Leinwand verarbeitet. Bei der Anfertigung
des Amtsschildes war die Kunst der Steinschneider besonders gefragt;
sie hatten die Namen der zwölf Stämme Israels in zwölf
verschiedene Edelsteinarten, die einzeln aufgezählt werden, zu
graben. Diese Edelsteine wurden dann in Gold gefasst.
Der dritte im
Alten Testament namentlich genannte Goldschmied war Usiel, von dem
im Buch Nehemia, Kap. 3, Vers 8 aber lediglich berichtet wird, wo
dieser sein Haus an der Stadtmauer Jerusalems baute.
Ohne Namensnennung
erwähnt das Alte Testament an verschiedenen Stellen, dass Goldschmiede
Götzenbilder aus Gold oder Silber fertigten (Jesaja 46, 6; Jeremia
10, 9 und 51, 17 und Richter 17, 4.) In Jesaja 40, 19 heißt
es, dass der Goldschmied ein Bild übergoldet und silberne Ketten
daran macht.
Schon in sehr
früher Zeit (um 1200 oder schon um 1800 v. Chr.?) konnte man
Armringe herstellen: Denn Isaak schenkte nach 1. Mose 24, 22 Rebekka
einen Reif und zwei Armringe aus Gold.
In 1. Chronik
22, 14 wird berichtet, dass David (ca. 1000 v. Chr.) zum Bau des Tempels
100.000 Zentner Gold und 1000 x 1000 Zentner Silber beschafft habe
und dass Arbeiter und allerlei Meister ohne Zahl zur Verarbeitung
bereit standen.
Über Goldgusstechnik
zur Zeit Moses (um 1200 v. Chr.) wird im 2. Buch Mose 32, 2-4 berichtet,
dass die Ohrringe der Frauen eingeschmolzen wurden und ein goldenes
Kalb daraus gegossen wurde.
Einen vierten
namentlich genannten Goldschmied finden wir im Neuen Testament, nämlich
in der Apostelgeschichte Kap. 19, Verse 24 ff. Hier tritt der Goldschmied
Demetrius als Standesvertreter der Goldschmiede von Ephesus auf, die
mit der Anfertigung von silbernen Dianatempeln als Devotionalien große
Gewinne erzielten. Demetrius war der Anführer, der die Epheser
aufwiegelte, den Apostel Paulus und dessen Gefährten aus der
Stadt zu vertreiben, weil diese den Gottesdienst der Diana in Misskredit
brächten. Daraufhin stürmte das Volk in großem Getümmel
zusammen und rief „Groß ist die Diana der Epheser!“
und trieb Paulus und seine Gefährten aus der Stadt hinaus.
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Hartmann
von Aue, ein höfischer Epiker der Stauferzeit (um 1200)
lobte „des goltsmides hant“, die breite Goldreife in Drachengestalt
machen konnte.
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Hans Sachs
(1494 – 1576) dichtete über den Juden mit den drei Ringen
„er fand
ein sin in diesen sachen, ließ heimlich ein goldschmid zwen
ring noch machen“
womit wir eine
frühe Fassung der aus Lessings „Nathan der Weise“
bekannten Ringparabel vor uns haben.
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Der Humanist Thomas
Morus (1478 – 1535) entwarf in seiner „Utopia“
einen gesellschaftstheoretischen Idealstaat. Darin will er nur wirtschaftlich
notwendige Handwerkstätigkeiten zulassen. Er verkennt hier völlig
das natürliche Bedürfnis des Menschen nach Individualität,
das Bedürfnis, sich zu unterscheiden und sich zu schmücken.
Er spricht von „vielerlei ganz unnützen und überflüssigen
Gewerben“. Den Wert des Goldes und des Silbers schätzen
seine Utopier so gering, dass sie daraus „Nachtgeschirre und
lauter für niedrigste Zwecke bestimmte Gefäße“
fertigen. Hier bleibt Thomas Morus nicht ganz konsequent, denn auch
diese Dinge müssen von Handwerkern erst hergestellt werden. Mit
Perlen, Diamant und Karfunkel putzen die Utopier die kleinen Kinder,
„die solchen Tand ablegen, wenn sie größer geworden
sind“.
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Auch Rousseau
(1712 – 1778) plädiert in seinem „Gesellschaftsvertrag“
für eine Ökonomie, die keinerlei Luxusprodukte erlaubt und
jedes Auseinanderdriften der Gesellschaft verhindert.
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In der deutschsprachigen
großen Literatur erscheint der Goldschmied nicht allzu oft.
Goethe hat 1808 ein hübsches Lied aus sieben
Strophen zu je vier Zeilen unter dem Titel „Der Goldschmiedsgesell“
geschrieben, mit welchem er eine Ballade von Henry Carey von 1715
umdichtete. In dem Lied besingt ein Goldschmiedegeselle seine junge
Nachbarin, die seiner Werkstatt gegenüber ein Lädchen betreibt.
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Einer sehr umfangreichen
Übersetzungsarbeit unterzog Goethe sich 1796 in Jena, als er
die vier Bücher umfassende Autobiografie Benvenuto Cellinis
(1500 – 1571) ins Deutsche übersetzte. Goethe fand hierin
eine abwechselungsreiche, lebendige Darstellung des 16. Jahrhunderts,
die ihm ein Jahr lang Stoff für die Horen gab. Die von Cellini
um 1558 verfassten Bücher erschienen erstmalig 1728 im Druck,
der die Grundlage für Goethes Übersetzung bildete. Cellini,
ein genialer italienischer Goldschmied und Bildhauer, führte
ein unstetes Leben und war häufig in Streitigkeiten verwickelt.
Seine Lebensbeschreibung liest sich wie ein Abenteuerroman von literarischem
Rang. Goethe hat die Übersetzung mit einem Anhang versehen, der
auch aufschlussreiche Ausführungen über Edelsteinkenntnis,
Niello, Filigran, Email und getriebene Arbeiten enthält.
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Hector Berlioz
(1803 – 1869) schrieb 1838 eine komische Oper „Benvenuto
Cellini“, die sich als Ganzes trotz glänzender Melodien
und der berühmten Ouvertüre nicht durchgesetzt hat. In dieser
Oper wird dem Helden Cellini wegen eines Kunstwerks eine päpstliche
Sündenvergebung zuteil und so die Kunst zur wahren Religion der
Romantiker erhoben.
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Die Kurzgeschichte
„List gegen List“ aus den Kalendergeschichten von Johann
Peter Hebel (1760 – 1826) erzählt von einem Goldschmied,
der von zwei Trickbetrügern geschädigt wird, die die für
3000 Taler gekauften Kleinode sämtlich in ein versiegeltes Schächtelchen
packen, 1000 Taler anzahlen und versprechen, mit dem restlichen Geld
wiederzukommen und dann das Schächtelchen abzuholen. Sie vertauschen
das Schächtelchen aber gegen ein gleiches mit wertlosem Inhalt.
Als die Betrüger nicht wiederkommen, öffnet der Goldschmied
das Schächtelchen und entdeckt seinen Verlust. Die beiden Trickbetrüger
lesen in der Zeitung vom Diebstahl des Schächtelchens und suchen
den Goldschmied auf, um ihre 1000 Taler zurückzufordern. Der
listige Goldschmied weiß sie aber aufzuhalten, bis vier kräftige
Männer herbeigeholt sind, die die Trickbetrüger festnehmen.
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In dem bekannten
Lied von Eichendorff „Das zerbrochene Ringlein“
mit dem Anfang
„In einem
kühlen Grunde
Da geht ein Mühlenrad . . . “
heißt es von der Liebsten,
„Sie hat die Treu gebrochen,
Mein Ringlein sprang entzwei.“
Diese Vorstellung
weist darauf hin, dass früher die Ringe nicht in einem Stück
ausgestanzt wurden, sondern das sie eine Naht besaßen, an der
Spannungen entstehen konnten.
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Unter den Romanen
und Erzählungen über Goldschmiede ist am bekanntesten die
Kriminalgeschichte „Das Fräulein von Scuderi“, die
E.T.A. Hoffmann 1819 als Teil seiner Sammlung „Die
Serapionsbrüder“ veröffentlicht hat. Sie gilt als
der Goldschmiedekrimi schlechthin. Die Handlung spielt in Paris im
Zeitalter Ludwig XIV. Es geschehen nächtliche Raubmorde. Die
Opfer werden durch Herzstich getötet; ihnen werden kostbare Schmuckstücke
geraubt. Alle geraubten Schmuckstücke sind von dem Goldschmied
René Cardillac angefertigt worden. Die greise Dichterin Madeleine
de Scuderi wird von einem Unbekannten aufgefordert, ein Kästchen
mit Schmuck, das ihr geheimnisvoll zugestellt worden war, in das Haus
von Cardillac zu bringen. Vor dem Hause findet sie eine tobende Volksmenge;
der Goldschmied Cardillac ist soeben ermordet aufgefunden worden.
Sein Geselle, der mit der Tochter Cardillacs verlobt ist, wird als
Täter verdächtigt und verhaftet. Es stellt sich heraus,
dass Cardillac, von einem Dämon getrieben, der Sucht verfallen
war, alle von ihm geschaffenen Schmuckstücke wieder besitzen
zu wollen und dass er seine Opfer nächtlich getötet hat.
Der Geselle wird aus der Haft entlassen, nachdem ein Graf bekannt
hat, dass er den Goldschmied getötet habe, als dieser ihn überfallen
wollte.
Dieser Kriminalgeschichte
liegt eine Anekdote aus der Zeit Ludwigs XIV. zugrunde, die J. Ch.
Wagenseil in seinem Buch „Von der Meistersinger holdseliger
Kunst“ (1697) erzählt. Die Dichterin Madeleine de Scudéry
(1607 – 1701) schrieb geschichtliche Romane in heroisch-idealistischem
Stil (32 Bände), die unter dem Namen ihres Bruders Georges veröffentlicht
wurden.
Die von E.T.A.
Hoffmann verfasste Erzählung regte mehrere Dichter und Komponisten
zu Umsetzungen an: A.. Lewald schrieb 1824 das Drama „Der Diamantenraub
von Paris“, C. von Leonhard schrieb 1848 das Schauspiel „Das
Fräulein von Scuderi“ und Otto Ludwig im gleichen Jahr
ebenfalls ein Schauspiel „Das Fräulein von Scuderi“.
(Uraufführung erst 1891). Bei Ludwig rückt Cardillac stärker
in den Mittelpunkt der Handlung; er wird als Nihilist dargestellt,
der an seine Vorbestimmtheit zum Bösen glaubt und dessen Handeln
außerdem von Adelshass diktiert ist.
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Paul Hindemith
komponierte die Oper „Cardillac“ (1926 mit Neubearbeitung
1952), zu der Ferdinand Lion den Handlungstext schrieb. Auch hier
wird der Goldschmied in den Mittelpunkt der Handlung gestellt; sein
Geselle wird durch einen Offizier ersetzt, der Cardillac nicht tötet;
Cardillac bekennt vielmehr seine Schuld und verfällt der Lynchjustiz
des Volkes. Nach der Verfemung Hindemiths durch die Nazis wurde seine
Oper von Fried Walter als „Andreas Wolfius“ an den Hof
Augusts des Starken verlagert und 1940 in der Berliner Staatsoper
erfolgreich aufgeführt. Die Oper „Cardillac“ von
Hindemith wurde 1965 in der Staatsoper München mit Dietrich Fischer-Dieskau
als dem überragenden Titelhelden auf die Bühne gebracht,
dem Paul Hartkopf wunschgemäß Hinweise geben konnte, wie
sich ein Goldschmied bei der Arbeit bewegt.
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Mit Musik aus
den Werken Jacques Offenbachs (1819 – 1880)
wurde der Erzählstoff E.T.A. Hoffmanns als romantische Oper in
drei Akten unter dem Titel „Der Goldschmied von Toledo“
1919 in Mannheim uraufgeführt.
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Ganz anders als
bei E.T.A. Hoffmann erscheint der Goldschmied bei Wilhelm
Hauff (1802 – 1827) in der Erzählung „Das
Wirtshaus im Spessart“ (1828). Der junge Goldschmied Felix hat
als Gesellenstück einen kostbaren Goldschmuck angefertigt, den
er seiner noch unbekannten Patin, einer Gräfin, schenken will.
Auf dem Wege zu ihr wandert er durch den Spessart und kommt abends
in der Dunkelheit tief im Wald an ein Wirtshaus. Spät in der
Nacht kommt eine Gräfin mit Gefolge, die auch dort übernachtet.
Um zwei Uhr nachts dringt eine Räuberbande in das Wirtshaus ein,
die die Gräfin gegen Lösegeld als Geisel nehmen will. Felix
tauscht uneigennützig mit der Gräfin die Kleider und begibt
sich unter Lebensgefahr unerkannt als Gräfin verkleidet in Geiselhaft.
Nach fünf Tagen gelingt es ihm, mit Hilfe des Räuberhauptmanns,
der selber lieber wieder als ehrbarer Soldat dienen will, zu fliehen.
Die Gräfin, der er aus einer gefährlichen Lage geholfen
hat, erweist sich als seine Patin. Als diese ihm das ganze Lösegeld
von 20.000 Gulden zum Dank anbietet, weigert Felix sich in seinem
edlen Sinne standhaft, für seine Tat Lohn anzunehmen und bittet
nur um Gnade für den Räuberhauptmann. Felix wird von Graf
und Gräfin als Sohn angenommen und wird nach seiner Wanderschaft
ein berühmter Nürnberger Goldschmiedemeister.
„Das Wirtshaus
im Spessart“ wurde 1958 von Kurt Hoffmann verfilmt mit Liselotte
Pulver, die eine übermütige Komtess in Wanderburschenmontur
spielt. Sie erhielt dafür den Deutschen Filmpreis.
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Ludwig
Uhland dichtete die Ballade „Des Goldschmieds Töchterlein“.
In 13 Strophen zu je fünf Zeilen wird erzählt, wie ein schmucker
Ritter bei einem Goldschmied ein Kränzlein und ein Ringlein mit
einem teuren Diamanten für seine süße Braut bestellt.
Er lässt die Tochter des Goldschmiedes den Schmuck zur Probe
anlegen. Schließlich überrascht er sie mit seinem Geständnis,
dass sie seine Braut sein soll.
„Bei Gold
und Perl’ und Edelstein
Bist Du erwachsen hier,
Das sollte dir ein Zeichen sein,
Dass du zu hohen Ehren
Eingehen wirst mit mir.“
Carl Loewe hat
dieses Lied für Singstimme und Klavier vertont.
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In den deutschen
Märchen tritt der Goldschmied mehrfach auf.
Das soll an sechs Beispielen gezeigt werden: In dem Grimmschen Märchen
„Die Geschenke des kleinen Volkes“ wird ein buckliger
Goldschmied auf der Wanderschaft für seine Habgier bestraft.
Im Märchen „Die zwei Brüder“, ebenfalls von
Grimm, hat ein reicher Goldschmied einen armen Bruder. Der Reiche
war böse und listig. Auf wunderbare Weise werden aber die Söhne
des Armen wohlhabend, und einer wird sogar König. In zwei weiteren
Grimmschen Märchen spielt der Goldschmied nur eine Nebenrolle:
Im Märchen „Von dem Machandelboom“ schenkt der Goldschmied
einem verzauberten Vogel bereitwillig eine goldene Kette, damit dieser
sein seltsames Lied nochmals singt. Im „Geist in der Flasche“
nimmt der Goldschmied eine beschädigte silberne Axt in Zahlung.
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Von Winfried
Kerkhoff stammt „Die goldene Rose“, ein Märchen,
in dem zwei Goldschmiede im Auftrage von Königssöhnen, die
um die Hand einer Königstochter anhalten wollen, sich durch die
Anfertigung einer goldenen, mit Edelsteinen besetzten Rose gegenseitig
übertreffen wollen. Beide Goldschmiede leisten hervorragende
Arbeit, aber das Herz der Königstochter ist nur durch Liebe,
nicht durch Gold zu gewinnen. Ludwig Bechstein schrieb das Märchen
„Die dankbaren Tiere“, in welchem der Goldschmied des
Königs von einem Pilger aus Todesnot gerettet wird. Später
verdächtigte er seinen Retter leichtfertig eines Diebstahls,
weshalb dieser gehenkt werden soll. Die Sache wird jedoch aufgeklärt
und stattdessen der Goldschmied wegen seines Undanks gehenkt. In einem
Märchen aus Italien „Der goldene Adler“ schließlich
baut der größte Meister unter den Goldschmieden für
den Sohn des Kaisers einen prächtigen großen goldenen Adler,
in den der Sohn des Kaisers hineinschlüpft und sich so in das
Gemach einer schönen Königstochter tragen lässt, die
er liebt, die ihr Vater aber keinem der vielen edlen Heiratsbewerber
zur Frau geben will. Der Kaiserssohn gewinnt auch ihre Liebe und kann
sie entführen und heiraten.
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Bei Richard
Wagner in „Rheingold“ (Erstaufführung 1876)
tritt Mime als kunstreicher Schmied auf, der von seinem Bruder, dem
Zwerg Alberich gezwungen wird, einen Tarnhelm, ein „hehres Geschmeid“
zu schmieden. Alberich hat zuvor den Rheintöchtern das Rheingold
geraubt, um die Weltherrschaft zu erlangen. Wer aus dem Rheingold
einen Ring zu schmieden vermag, gewinnt die Weltherrschaft, er kann
es aber nur, wenn er auf immer der Liebe entsagt. Durch einen Runenzauber
zwingt Alberich das Gold zum Reif. Wagner hat den kunstreichen Schmied
Mime der Tidrekssaga entlehnt. Ähnlichkeiten finden sich auch
mit Wieland dem Schmied, der in der Edda als Goldschmied beschrieben
wird.
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Rainer
Maria Rilke widmet zwei Gedichte dem Goldschmied. Unter dem
Titel „Der Goldschmied“ drückt er die Empfindungen
des Goldschmieds bei der Anfertigung eines Schmuckstücks aus.
Unter der Überschrift „Der Reliquienschrein“ wirft
sich der Goldschmied, als das Weihgeschenk fertig vor ihm steht, weinend
vor Rührung auf die Knie.
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„Selim der
Goldschmied“, ein orientalisches Märchen von Hjalmar
Kutzleb (1885 – 1959) in Form einer Rahmenerzählung
(1952), handelt von einem kunstfertigen und weisen Goldschmied; er
war uneigennützig und bescheiden. Als die Türken die Stadt
Damaskus überfallen und plündern, verliert er Hab und Gut.
Am Bettelstab gelangt er nach Tunis und wird dort Lastenträger
im Hafen. Wegen seiner wundersamen Fähigkeit, Geschichten zu
erzählen, wird er vor den Emir gerufen, der in dem Ruf steht,
sehr gerecht zu sein, es aber nicht versteht, die Korruption seiner
Beamten einzuschränken. Der weise Selim erzählt ihm eine
lehrreiche Geschichte, die dem Emir hilft, die Intrigen seiner Untergebenen
aufzudecken.
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In der vorliegenden
Aufstellung darf keinesfalls Karol Wojtyla fehlen,
der spätere Papst Johannes Paul II. (1978 – 2005), der
1960 ein dreiteiliges Wortdrama „Der Laden des Goldschmieds
– szenische Meditationen über Liebe und Ehe“ in polnischer
Sprache geschrieben hat. Das Buch liegt in deutscher Sprache vor.
Die Form geht auf eine antike Tradition zurück, nämlich
auf das rhapsodische Theater. Es kann ohne Bühne aufgeführt
werden und lässt sich gut als Hörspiel wiedergeben. Der
Goldschmied, vor und in dessen Laden sich drei Paare treffen, stellt
nicht nur die Eheringe her, sondern weist die Paare auch auf ihre
Liebe, Treue und Verantwortung hin, für die die Ringe Symbol
sind. Dieses Drama ist in seiner gebundenen Sprache und seiner psychischen
Eindringlichkeit, die ohne fromme Förmlichkeit auskommt, hohe
Literatur.
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Tonke
Dragt, eine niederländische Kinder- und Jugendbuchschriftstellerin
(geb. 1930) hat im Jahre 1961 Geschichten von den ungleichen Zwillingsbrüdern
, deutsch: „Der Goldschmied und der Dieb“ geschrieben.
Es handelt sich um einen Schelmenroman über zwei pfiffige Zwillingsbrüder
(empfohlen ab 11 Jahren). Die beiden sehen sich zum Verwechseln ähnlich,
deshalb gibt es große Verwirrungen, nachdem sich der eine für
den Beruf des Goldschmiedes entschieden hat und der andere bei einem
Meisterdieb in die Lehre geht. Doch selbst der Gauner hat edle Absichten,
und so schaffen es die Zwillinge, Könige von Tirania zu werden.
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Roland
Mueller (geb. 1959) debütierte erfolgreich mit dem im
Mittelalter spielenden historischen Roman „Der Goldschmied“.
Als der junge Gwyn Carlisle in London seine Ausbildung zum Goldschmied
beginnt, wird bald klar, dass er über außergewöhnliches
Talent verfügt. Er findet Aufnahme bei einem der berühmtesten
Meister, bei Randolph Borden, der ihn nach Kräften fördert.
Gwyn ist jedoch bald in tiefe Leidenschaft zu der jungen und schönen
Frau des Meisters verstrickt, eine Liebe, die ihm nach dem Tode des
Meisters fast zum Verhängnis wird und ihn zur Flucht quer durch
Frankreich über Augsburg nach Venedig treibt. Dieser 1998 erschienene
Roman fand eine Fortsetzung im „Schwert des Goldschmieds“.
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Im Jahre 2002
ist in 1. Auflage der umfangreiche Roman „Die Wunder des Himmels“
von Alexandra Jones in deutscher Übersetzung
erschienen. Er spielt in der Zeit von 1910 bis 1920 und handelt von
einem Mädchen, das davon träumt, Goldschmiedin zu werden.
Sie stammt aus einer kinderreichen Arbeiterfamilie. Eine vornehme
Gutsbesitzerin erkennt ihre große Intelligenz und Begabung und
hilft ihr, bei dem berühmtesten Goldschmied seiner Zeit in die
Lehre zu gehen. Doch dazu muss sie England verlassen und nach Russland
gehen.
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Aus dem Spanischen
übersetzt erschien 2005 ein kleiner Roman „Das Geheimnis
des Goldschmieds“ von Elia Barceló.
Ein erfolgreicher Schmuckdesigner widmet die schönsten Stücke
seiner Kollektion einer Frau, die er nicht vergessen kann. Der melancholische
Roman voller Leidenschaft ist zugleich eine Zeitreise.
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Die spanische
Kriminalgeschichte „Von der Hand des Künstlers“ von
Andrea Camilleri ist 2006 als CD in deutscher Sprache
erschienen. Sie handelt von einem exzentrischen Büchersammler
und Goldschmied, der in einem zum elektrischen Stuhl umgebauten Rollstuhl
tot aufgefunden wird. War es Selbstmord? Neben dem Toten liegt ein
Buch von einem Autor, der sich ebenfalls auf kreative Weise das Leben
nahm.
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Als letztes Beispiel
einer literarischen Behandlung des Themas Goldschmied sind 2007 sechs
Audio-CDs von Jörg Kastner mit dem Titel „Engelspapst“
erschienen. Die Geschichte geht aus von dem zu Beginn dieses Jahrtausends
im Vatikan erfolgten mysteriösen Mord an dem Kommandanten der
Schweizergarde. Der Neffe des Ermordeten, Alexander Rosin, ein Adjutant
der Garde, versucht, den Fall aufzuklären und gerät tief
in die Machtstrukturen des Vatikans. Dabei stößt er auf
ein Manuskript, in welchem ein Schweizergardist der Renaissancezeit
von seinen Abenteuern mit dem berühmten Goldschmied Benvenuto
Cellini berichtet und von einem geheimnisumwitterten Smaragd, der
„Die wahre Ähnlichkeit Christi“ genannt wird.
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Die vorstehende
Zusammenstellung kann keine Vollständigkeit beanspruchen. Gewiss
gibt es auch noch viele Gedichte über Goldschmiede, die nicht
den Anspruch erheben, zur hohen Literatur zu gehören, aber recht
amüsant oder nützlich sind. Dazu gehört der „Schmuckkalender,
der Kundschaft ins Stammbuch“, bestehend aus zwölf Distichen,
die für jeden Monat des Jahres eine Empfehlung geben, was man
dem geliebten Mädchen schenken könne, und Walter
Knappa schrieb ein Gedicht „Der Goldschmied“,
das in starken Worten die begnadete Schöpferkraft des Künstlers
rühmt. Beide Gedichte sind abgedruckt in der Chronik des Zentralverbandes
der deutschen Goldschmiede, Silberschmiede und Juweliere aus dem Jahr
2000.
Zusammenfassend
lässt sich feststellen, dass Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit
des Goldschmieds in der Literatur oft herausgestellt werden, mindestens
aber als selbstverständlich vorausgesetzt werden; auch seine
Ehrlichkeit wird grundsätzlich nicht in Zweifel gezogen. Im Übrigen
jedoch erscheinen seine Eigenschaften sehr verschieden, von dämonisch
boshaft bis edelmütig und weise.
Düsseldorf,
im November 2007
Matthias
Michael
Geschäftsführer a. D. der Gold- und Silberschmiede-Innung
Düsseldorf
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